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AutorenbildJohanna Tiefenbacher

Versteckspielen und das Monster im Spiegel

Dies ist der siebte Beitrag zu meinen Zebrafinken.

Auch wenn meine vier Finken und ich einen gemeinsamen Rhythmus entwickelt haben, war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Gerade, wenn Frieda und Trude ein Nest gebaut haben, wurden sie ziemlich aggressiv und Sprotte, die die kleinste war, hat das meist abbekommen. Ich musste oft Streitereien unterbrechen und war ja auch nicht immer zu Hause. Es ist nie wirklich schlimm gewesen, aber es gab Tage, da habe ich die Anspannung im Käfig deutlich gespürt und Wilma und Sprotte waren auch sehr erpicht darauf, außerhalb des Käfigs ein Nest zu bauen. Ob das dann im Bad, auf dem Schrank oder irgendwo in meinen Regalen war, musste ich ständig herausfinden. Oft waren sie einfach stundenlang verschwunden.



Einmal hat Wilma mich richtig in Panik versetzt, weil ich ihn beim besten Willen nicht mehr finden konnte. Sprotte hat mir auch nicht geholfen. Für gewöhnlich kommunizieren Pärchen andauernd miteinander, vor allem, wenn sie sich nicht mehr sehen könne. Aber sie hat keinen Mucks von sich gegeben. Genau, wie Wilma. Denn tatsächlich antworten die Finken auch, wenn ich rufe.

Ich habe also alle Plätze abgesucht, an denen er sein könnte und habe schließlich ganz langsam und vorsichtig angefangen, mein Regal auszuräumen. Weil ich wirklich nichts gehört habe, habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet. Eigentlich war es nicht so, dass viel passieren konnte in meinem Zimmer, aber man weiß ja nie. Ich habe auch den abgedeckten Rattenkäfig genau abgesucht.

Schließlich habe ich ihn aber tatsächlich im Regal gefunden. Dort standen zwei Reihen Bücher hintereinander und er war genau dazwischen. Seine Schwanzfeder war etwas verbogen, er steckte wohl fest. Ich war so erleichtert, dass ich in Tränen ausgebrochen bin und ihn erstmal geknuddelt habe.



Sprotte war lange mein Sorgenkind. Nicht nur, weil sie die kleinste war, sondern auch, weil sie allgemein etwas … sagen wir mal anders war/ist.

Nicht nur scheint bei ihr der Fortpflanzungsdrang nicht so stark ausgeprägt zu sein, wie bei den anderen, sie hat ein paar sehr eigene Verhaltensweisen. So lieb und sanft sie auch ist, manchmal wird sie richtig aggressiv und faucht jeden an, der ihr zu nahekommt (mich eingeschlossen). Aber das wohl beste Beispiel ist ein Phänomen, was ich das Monster im Spiegel genannt habe.

In meiner alten Wohnung hatte ich einen Spiegelschrank im Zimmer. Sie saßen gern oben auf dem Schrank und es gab Tage, an denen hat Sprotte immer von oben auf den Spiegel geschaut und ist dann plötzlich gegen ihr Spiegelbild geflattert. Oft hat sie dabei auch gefaucht. Versteht mich nicht falsch, da sie sich im Spiegel nicht erkennen, kann es schon vorkommen, dass sie ihr Spiegelbild für einen anderen Vogel halten, und sie mussten am Anfang auch lernen, dass man nicht in den Spiegel fliegen kann. Aber das ist es gerade. Die anderen haben das gelernt und den Spiegel dann schlicht ignoriert. Sprotte nicht. Sie hat regelmäßig etwas getan, was ich nur als den Versuch interpretieren konnte, in den Spiegel zu kommen.



Warum sie das getan hat, weiß ich nicht, aber eine Freundin und ich haben einmal darüber gewitzelt, dass da vielleicht ein Monster im Spiegel lebt und sie uns vor ihm beschützt, daher die Bezeichnung.

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